Es ist so nicht in Ordnung.
Bisher war es so, wenn ich in der Früh in die Arbeit gekommen bin und ich die Türe der Kennelreihen geöffnet habe, habe ich darauf gewartet, dass mich fünfzig Vierbeiner lautstark begrüßen, wenn ich dabei einen leeren Kennel gesehen habe, hatte ich ganz andere Gefühle.
Denn sonst bedeutet ein leerer Kennel, dass ein Hund sein Glück gefunden hat, auch wenn wir dabei jedes mal ein bisschen sterben, denn unser einstiger Schützling liebt nicht mehr uns, die Leere wird dadurch gemildert, indem wir daran denken, dass der kleine Waise ein Herrchen gefunden hat und nun glücklich ist.
Jetzt ist es aber nicht so. Jetzt tut die Leere weh, sie nagt an uns, und will nicht weichen.
Der Buddha aller Hunde, das Sinnbild der unendlichen Geduld und Güte, unser lieber, lächelnder Chester ist nicht mehr da!
Jetzt sind die Tränen unser Getränk und unser Brot ist das Schuldgefühl.
Unsere Seele findet keine Ruhe dadurch, indem wir daran denken, dass über der Regenbogenbrücke alle Hunde glücklich sind.
Nein! Du hast das Glück hier verdient und wir haben Gewissensbisse, dass wir dir es hier nicht ermöglichen konnten!
Vergib uns! Vergib mir, mein alter Freund, dass dein Weg über die Brücke mit Qualen gefüllt war! Vergib uns, dass wir dir dabei nicht helfen konnten, dass du einfach nur so einschläfst – für immer.
Dein Spielgefährte, Jázmin findet ihr Platz genauso wenig. Sie liegt nur hinter den Gittern, und schaut sich mit gesenktem Kopf die Tür an, ob ihr alter Freund mit seinem grau-schwarzem, lächelndem Kopf erscheint mit einem Menschen dahinter, der den alten Kämpfer gerade vom Spazieren zurückbringt.
Wenn sich das Tor öffnet, hebt sie ihr Kopf hoffnungsvoll, dann sieht sie, dass nicht Du kommst, ihr kleiner Kopf senkt sich wieder enttäuscht. Wenn ich zu ihr gehe, schmiegt sie sich an, wie eine Katze und in ihren klugen Augen kann ich immer die Frage sehen: „Wo ist mein Nachbar? Wo ist mein Freund?“
Ich würde sie gerne beruhigen, ich kann aber nichts sagen. Ich umarme sie lieber und wir trauern gemeinsam, lautlos.
Vor unseren geistigen Augen erscheint seine liebe Schnauze, seine kecke Haltung, seine Energie, die sogar jüngere in den Schatten stellt. Wie er mit dem Ball spielt oder wie er die Augen schließend die Streicheleinheiten oder die Frühlingssonne genießt. Wie er mit Liebe uns Menschen betrachtet hat… und dabei lächelte und lächelte und lächelte er immer!
Bleib so in unserer Erinnerung, du alter, grauer Mann!
Alles Gute Dir da drüben!
(V.L.)