Gedanken vor einer freiwillige Kollegine:
“Man hat mich gebeten, euch zu erzählen, warum ich (und auch die Hunde) es für wichtig halte, dass man mit den Hunden spazieren geht.
Also… Ich fange vorne an. Ich arbeite seit 15 Jahren aktiv mit Hunden (Hundeschule, Hundesportarten, die Hunde kommen überall mit hin), wir hatten aber auch davor schon Hunde.
Als ich 12 Jahre alt war, kam der Deutsche Schäferhund-Staff Mix-Mischlingshund zu mir, für mich war es ein großes Wunder, mit ihm habe ich mit der Hundeschule angefangen, bis dahin war ich „nur“ ein kleines Mädchen, die keinen Hund hatte.
Ich hab in sehr jungem Alter mit der Hundeschule angefangen, später konnte ich dann beim Unterricht für die danach kommenden mitmachen, mithelfen. Seitdem arbeite ich aktiv mit den Arbeitshunden, ich lebe für den Arbeitshundesport, zusammen mit meinem Deutschen Schäferhund.
Ich habe nicht nur gelernt mit den Hunden zusammenzuleben, sondern auch die richtige Kommunikation mit ihnen, alle ihre Zuckungen zu kennen, wir verstehen uns und haben uns durch Blicke/Laute verstanden, und es ist auch heute noch so.
Die Hunde haben sich zwischenzeitlich verändert, denn leider bleibt keiner für immer mit uns, keiner bleibt für immer jugendlich und vital, ich hatte Mischlingshunde, ich hatte Rassenhunde, kleine, große… Man kann also sagen, ich habe mit allen Rassen und Größen die Hundeschule durchgemacht, es war mir nämlich wichtig, dass mein Hund zuverlässig ist, egal in welcher Situation er sich befindet.
Und hier kommen wir zum Wesentlichen.. Die beliebige Situation, DAS SPAZIERENGEHEN.
Es gibt Leute, die den Hund nicht gerne ausführen, weil er unartig ist, weil er nicht aufs Wort hört, usw… – unter anderen ist die gut ausgesuchte Hundeschule auch deshalb so wichtig, wo man dem Hund spielerisch alles beibringt, hier wird entgegen dem weitläufigem Glauben kein Zwang angewendet, die Hunde werden nicht dressiert, sondern mit der nötigen Geduld und dem fachmännischen Wissen unterrichtet; dann gibt es Leute, die den Hund nicht ausführen, weil sie glauben, dass dem Hund die Bewegung nicht wichtig ist, es gibt ja den Garten, dort kann er herumrennen…
Diese Denkweise ist leider aus mehreren Gründen falsch:
1. wenn unser Hund alleine ist, dann wird er ganz sicher nicht von alleine herumrennen, auch dann nicht, wenn der Garten voll mit Spielzeug ist…
2. der Hund ist ein soziales Wesen, er lebt für sein Herrchen, er mag mit ihm sein, die gemeinsamen Aktivitäten (Spazierengehen, Sport, Lernen, Spiele) stärken das Verhältnis zwischen Herrchen und Hund weiter.
Wir sollten uns mal vorstellen, wie spannend es ist, den ganzen Tag, von früh bis spät am gleichen Ort zu sein…
Um es auf unser Leben zu übersetzen…
Wir sollten uns mal vorstellen, wir sind in unser Zimmer, oder wenn wir etwas größeres nehmen wollen, das HAUS eingesperrt! Also, wenn wir den ganzen Tag im Haus sind (wir können auch den Garten nehmen, es ändert nichts am Wesentlichen, wenn wir es überlegen), unsere Familienmitglieder sind da, die kommen und gehen, wir dürfen aber nicht rausgehen, wir müssen zu Hause bleiben.
Nach einer Weile wird es uns langweilig, egal ob wir fernsehen, vorm Computer sitzen, alles wird langweilig. Es gibt keine neuen Reize um uns herum, wir kennen jede Ecke der Wohnung, des Gartens (im Falle eines Hundes auch die Gerüche)… und wir fangen an krank zu werden/irre zu werden, dass wir nur einen so kleinen Platz/Lebensraum haben
Wir werden gelangweilt, wir freuen uns, wenn die anderen Familienmitglieder nach Hause kommen. ENDLICH! Es gibt jemanden, mit dem wir uns unterhalten können! Aber nur dann, wenn sie uns nicht aus ihrem Lebensraum ausschließen, sie setzen sich in ein anderes Zimmer, weil sie Ruhe brauchen und machen vor unserer Nase die Tür zu.
(so wie es viele Herrchen mit dem Gartenhund machen, weil sie gerade müde sind, keine Lust haben, sich mit dem daheim treu wartenden Hund zu beschäftigen, sondern machen vor ihm die Tür zu und lassen ihn dort… und natürlich nehmen sie ihn auch nicht zum Spazieren mit…)
Also hat man vor uns die Tür zu gemacht und wir bleiben dort, wieder… alleine. Es gibt niemanden, den wir etwas sagen könnten, wir sitzen vorm Fernseher, wir sitzen vorm Computer, wir haben aber auch dazu keine Lust mehr, denn wir kennen die Serien auswendig, Facebook langweilt uns, wir finden alles langweilig.
Dann kommt jemand aus der Familie, macht vor uns die Tür auf, setzt sich hin, um sich mit uns zu unterhalten, dann sagt er, „Komm, lass uns spazieren gehen.“ – egal was draußen für ein Wetter ist, unsere Laune wird schlagartig besser, endlich ist es nicht mehr langweilig, endlich gibt es neue Reize, Töne auf der Straße, es gibt neue Themen, worüber man sich unterhalten kann, wir leben erneut… Und wenn dieses Familienmitglied sich nicht nur mit uns unterhalten und Spazieren gehen will, sondern auch noch Programme organisiert, dann ist das Leben vollkommen.
Also, liebe Hundebesitzer! Ich hoffe, jeder von euch konnte nachvollziehen, wie schlecht es ist, wenn wir den Hund nur „halten“.
Auch er ist ein soziales Wesen, er sehnt sich danach, dass wir mit ihm reden, dass wir ihn berühren, dass wir ihn lieben (wenn wir mehrere Hunde haben, auch dann), dass wir ihn zum Spazieren ausführen, dass wir Sport mit ihm machen, dass wir ihn in die Schule bringen. Sie sind wie die Kinder, sie brauchen uns, nur wir können ihnen das gute Leben sichern.
Und wenn all das daheim gesichert ist, dann denkt bitte an die Hunde im Tierheim! Auch sie möchten Spazieren gehen, spielen!”